Naturbeobachtungen – Wasseramsel
… wenn nur der Bach rauscht, Fotopirsch an der Polenz
Was gibt es schöneres als in aller Ruhe an einem rauschenden Bach entlang, eingerahmt von den aufsteigenden Felsen der Sandsteine durch den Wald zu gehen.
Tom Pauls, alias Ilse Bähnert, betitelte mich bei einer abendlichen Begegnung in Pirna als Impressionisten. Stimmt irgendwie, denn ich verstehe meine Art der Naturfotografie auch als ein Festhalten von flüchtigen Momenten. Bei der hier beschriebenen Naturbeobachtung liegt dabei die Betonung im wahrsten Sinne des Wortes auf „flüchtig“, aber der Reihe nach.
Die rauschende Polenz am Fusse des kleinen sächsischen Städtchens Hohnstein ist mir bekannt als aussichtsreichen Spot für die Beobachtung von Wasseramseln. Erst im Februar des Jahres konnte ich dieses Schauspiel erstmalig beobachten und bereits damals das eine und andere Foto von diesem tauchenden Vogel, mit dem braunen Gefieder und dem weißen Latz, machen. Seinerzeit war es kalt, bitterkalt, so dass Eiskristalle die Polenz zierten. Bei dem jetzigen Unternehmen waren nur wenige Sonnenmomente vorhergesagt, von Eis und kaltem Wetter war überhaupt nicht zu reden. Die Voraussetzungen waren somit nicht optimal, mit sehr hohen ISO Werten musste ich rechnen aber ich hatte ja keine Wahl, denn die Strecke zwischen meiner Heimat in Mecklenburg und dem Spot in Sachsen betrug ca. 500 km, kein Weg, welchen ich zum Fotografieren regelmäßig zurücklege. Einzig der Tatsache, dass es nur wenige dieser Spots gibt, an welchem man die Wasseramsel beobachten kann, ist es geschuldet, dass ich mich auf den Weg gemacht habe. Bepackt mit allem was der Naturfotograf so mit sich rumschleppt, ausgenommen einem Tarnzelt, stiefelte ich los.
..und genau wie damals brauchte es nicht lange um die erste Wasseramsel zu entdecken. Ich war nicht vorbereitet, die Kamera noch im Rucksack und das Stativ auf der Seite, schöpfte ich doch Hoffnung, dass ich auch an diesem Tag nicht leer ausgehen würde. Etwas weiter bachaufwärts vernahm ich dann wieder die sehr markanten Rufe der Wasseramsel. Ich konnte bei meiner ersten Beobachtungen feststellen, dass dies in der Regel dafür steht, dass sich zwei Vögel jagen oder zu mindestens in der Nähe sind. Vermutlich ist dies eine Art der Balzritual. Zunächst sitzt einer der beiden Vögel auf seiner Ansitzwarte und nickt sehr auffällig mit dem Kopf. Sobald der andere Vogel sich durch laute Töne ankündigt, stiegt der sitzende Vogel auf, taucht nach einem kurzen Flug ins Wasser um sich dann wieder auf einem anderen Ansitz niederzulassen. Dann attackiert vom anderen Vogel beginnt ein reger , von lautem Geschrei begleiteter Kampf kurz über der Wasseroberfläche. Eine Situation, die durch einen Fotografen schwer einzufangen ist. Auch ich hatte hier keine Chance. Dazu braucht es eine andere Taktik, die Fotopirsch ist dafür nicht die beste Wahl.
Irgendwann aber kam für auch mich der Moment wo ich einen sitzenden Vogel entdeckte. Ruhig sass er | oder sie | in ca. 100 m Entfernung auf einem Stein im Bachlauf. Fotos auf „Augenhöhe“ mit dem Vogel sind das Mindeste. Ich musste mich also heranschleichen, was die Gefahr mit sich brachte, dass die Wasseramsel aufschrecken und davonfliegen würde. Vorsichtig pirschte ich mich heran und suchte hinter einem kleinen Baum Deckung. Stativ und Kamera waren vorbereitet. Foto für Foto näherte ich mich dem Vogel. Am Ende meiner Pirsch trennten uns noch ca. 20 m, eine gute Fotodistanz für eine 400 mm Brennweite.
Auch hier hatte ich Glück. Nach einer Fotostrecke von ca. 300 RAW`s hatte ich noch die Zeit kleine Videos aufzunehmen. Der Weg an die Polenz hat sich somit gelohnt auch wenn die Bedingungen nicht die Allerbesten waren. Eis und Sonne würden einen optimaleren Rahmen bilden aber dies dann beim nächsten Mal!