Naturbeobachtungen bei den Wiedehopfen
In diesem Jahr bin ich spät dran – und das ist für die Beobachtung der Wiedehopfe alles andere als ideal. Noch bevor ich richtig loslegen konnte, wurde klar: Die Wiedehopf-Population im Beobachtungsgebiet ist 2025 deutlich schwächer ausgeprägt als in den Vorjahren.
Im gesamten Revier befinden sich rund 50 Nisthilfen, doch nur etwa fünf wurden überhaupt angenommen – eine ernüchternde Bilanz. Von diesen fünf Bruten waren immerhin vier erfolgreich, was zumindest ein kleiner Lichtblick ist.
Die Ursachen für diesen Rückgang lassen sich nur vermuten. Ein möglicher Grund könnte in der Nahrungsverfügbarkeit liegen. Wiedehopfe bevorzugen Insekten wie Feldgrillen, und wenn deren Bestand rund um die Nisthilfen zu gering ist, suchen sich die Vögel offenbar andere Brutplätze außerhalb der bekannten Zonen.
Im Gebiet selbst wurden sie jedoch früh gesichtet – die erste Beobachtung datiert bereits auf Anfang April. Wie gesagt: Ich war dieses Jahr einfach zu spät dran. Doch das macht es nicht weniger spannend, die wenigen aktiven Brutpaare nun gezielt zu begleiten und ihre Entwicklung zu dokumentieren.
Pfingstsamstag. Die Wettervorhersage war alles andere als vielversprechend – aber es war meine einzige Chance. Also: Sachen gepackt, das eBike hinten ans Auto geschnallt, Tarnzelt, Kamera und Ausrüstung verstaut – und ab zum Spot.
Kaum angekommen, kam auch schon der vorhergesagte Regenschauer. Und der hatte es in sich. Ich blieb erstmal im Auto, döste vor mich hin – und wartete. Irgendwann hörte der Regen auf. Zeit, loszulegen.
Ich kannte eine Nisthilfe, in der ein Wiedehopf-Paar erfolgreich brütete. Laut Berechnungen sollten die Jungvögel kurz vor dem Ausfliegen stehen – also genau der richtige Zeitpunkt für eine spannende Beobachtung. Ich positionierte mein Tarnversteck in gebührendem Abstand, baute alles sorgfältig auf – und wartete.
Doch es war still. Zu still. Keine Rufe, kein Flattern, kein Zeichen der Altvögel. Der Optimismus schwand, aber mein Mut und meine Geduld blieben.
Manchmal braucht es genau das: eine Portion Ausdauer, Vertrauen – und ein bisschen Glück. Denn wer Wiedehopfe beobachten will, muss dem Rhythmus der Natur folgen, nicht dem Wetterbericht.
Plötzlich – wie aus dem Nichts – tauchte ein Altvogel auf. Ich erkannte ihn sofort am typischen Flugbild: kräftiger Flügelschlag, dann kurz absinken lassen – und wieder ein Schlag. Doch anstatt sich in der Nähe meines Tarnverstecks auf einer Ansitzwarte niederzulassen, blieb er vorsichtig auf Abstand.
Ich wusste: Irgendwann müssen die Elterntiere zur Fütterung kommen. Und genau so kam es auch. Nur wenig später saß ein Wiedehopf direkt vor mir auf einem Ast – eine dicke Larve im Schnabel, die Haube aufgestellt, der Kopf wackelnd in Bewegung. Ein kurzer Moment der Pose – dann hob er ab und verschwand in der nahen Heidelandschaft.
Ich konnte ihn nicht mehr sehen, aber hören – leise, aber eindeutig: Er war noch da. Mein Verdacht: Der Altvogel versuchte, die Jungvögel aus dem Nistkasten zu locken. Und tatsächlich – wenig später geschah es.
Der mutigste Jungvogel wagte sich als Erster aus dem Loch. Ein kleiner, tapsiger Wiedehopf purzelte regelrecht ins Freie – und ich hatte das Glück, ihn aus nächster Nähe fotografieren zu können. Noch etwas unbeholfen, aber voller Leben.
Wiedehopf-Beobachtung braucht vor allem eins: Geduld. Und wenn man sie aufbringt, wird man manchmal mit Momenten belohnt, die man nie wieder vergisst.