Unterwegs – Grenzen

09.11.2019

Ruhig liegt der Strom vor mir, eine Fähre pendelt im Takt zwischen den Ufern. Eine friedliche Stimmung an diesem Novembertag. Ein einzelner Turm, grau und stahlbewährt, erhebt sich aus der flachen Landschaft des östlichen Ufers. Ich bin an der Elbe!

Unter der Grasnarbe sind noch parallel zueinander verlaufende Fahrspuren zu erkennen. Auf dem Dach des Turms verrotten die Halterungen für den Scheinwerfer. Stumme Zeitzeugen einer längst vergangenen Zeit.

An dieser Stelle verlief die undurchdringliche, innerdeutsche Grenze. Auf den Tag genau vor 30 Jahren erzwangen die Ostdeutschen die Grenzöffnung.

Viel ist passiert. Ich bin 1962 geboren worden und habe somit jeweils die Hälfte meiner bisherigen Lebenszeit in der DDR und in der Bundesrepublik verbracht.

Den heutigen Tag habe ich bewusst gewählt. Neugierig war ich. Habe ich doch erwartet, dass an dieser Stelle an der Fähre nach Neu Darchau diesem historischen Ereignis mehr Bedeutung beigemessen wird. Aber möglicherweise ist diese unaufgeregte Ruhe auch ein gutes Zeichen für die Normalität.

Im Westen verfärbt sich der Himmel in einem Spektrum von Rotfarben. Ich bin dankbar für diesen kurzen Moment. Grenzenlos genieße ich den Sonnenuntergang an der Elbe.

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