Beobachtungen der Buntspechte
Die warmen Temperaturen und der lang ersehnte Regen der letzten Tage haben das Wachstum in der Natur förmlich explodieren lassen – überall grünt, blüht und summt es. Ideale Bedingungen für alle, die sich für Vogelbeobachtung, Wildtierfotografie oder einfach für einen Streifzug durch die heimische Flora und Fauna begeistern.
Ich bin unterwegs – mein Ziel: die Wanderfalken. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass sie Nachwuchs haben. Doch die genauen Standorte der Horste sind noch unbekannt. Mit wachem Blick und gespitzten Ohren durchstreife ich den Wald. Mein Blick geht immer wieder nach oben – in der Hoffnung, Flugbewegungen oder Rufe der Wanderfalken zu entdecken.
Ein sonniger Feldweg führt mich entlang des Waldrands. Rechts die dichte, kniehohe Wintergerste, links das leise Rascheln der belaubten Bäume – eine typische Szene im Frühsommer. Ich bin konzentriert, aber gleichzeitig offen für jedes Geräusch.
Plötzlich – kaum hörbar, aber unverkennbar – dringen Rufe an mein Ohr: das leise Betteln junger Buntspechte, durchdrungen vom energischen Ruf der Altvögel. Ein sicheres Zeichen für eine nahegelegene Bruthöhle. Ich folge den Lauten tiefer in den Wald, bis ich sie entdecke: fast kreisrund, etwa zwei Meter über dem Boden, perfekt in den Stamm einer Kiefer geschlagen – ein beeindruckendes Beispiel für die Kunstfertigkeit dieser Spechte.
Ganz in der Nähe dieser Spechtbruthöhle entdeckte ich einen Hochsitz – ein echter Glücksfall! Von dieser „jagdlichen Einrichtung“ aus konnte ich die Spechte beobachten, ohne sie zu stören. Trotzdem brauchten die beiden Altvögel einen Moment, um meine Anwesenheit zu akzeptieren. Ein lautstarkes Gemecker aus einem nahen Baum ließ vermuten, dass mein Versteck wohl doch nicht ganz unbemerkt geblieben war.
Dann aber ging das Spektakel los: In kurzen Abständen flogen die Altvögel zur Bruthöhle, landeten ein Stück oberhalb am Stamm, rutschten mit hörbarem Krallenkratzen hinunter und verschwanden im dunklen Höhleneingang. Wenige Sekunden später – zack – schoss einer wieder hinaus in den Wald, als hätte ihn jemand mit einem Gummiband losgelassen.
Diese perfekt eingespielte Choreografie wiederholte sich immer wieder. Wildtierbeobachtung in Reinform – spannender als jede Doku! Ein echtes Naturkino, live und hautnah.
Nur ein paar Tage später war ich erneut unterwegs – diesmal eigentlich auf Eulensuche – als mir erneut das leise Betteln von Spechtnachwuchs auffiel. Wieder war die Bruthöhle rasch gefunden.
Doch diesmal lief alles etwas anders ab: Die Altvögel flogen nicht mehr tief in die Höhle hinein. Stattdessen landeten sie direkt am Eingang, riefen laut – und wie auf Kommando tauchte ein kleiner Spechtkopf aus dem Loch auf. Die Fütterung fand nun sichtbar am Höhleneingang statt – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Jungvögel bald flügge werden.
Zum Glück hatte ich mein Spektiv dabei – in Kombination mit dem Smartphone konnte ich eine eindrucksvolle Videosequenz der Spechte festhalten.